Wandhydranten sind fest installierte Wasserentnahmestellen in Gebäuden. Mit einem Schlauch versehen dienen sie der ersten Brandbekämpfung. Sie sind das Bindeglied zwischen dem klassischen Feuerlöscher und der professionellen Brandbekämpfung durch die Feuerwehr. Besonders wichtig sind Wandhydranten für Betriebe, in denen erhöhte Brandgefahr besteht oder Schutz durch Sprinkleranlagen keine Option ist. Dort können Mitarbeiter mit einem Wandhydranten einen Brand in Schach halten, bis die Feuerwehr anrückt – oder sogar selbst bekämpfen. Auch die Feuerwehr nutzt Wandhydranten als schnelle Löschmöglichkeit nah am Brandherd.
Wie funktioniert Brandschutz mit Wandhydranten?
Alle Wandhydranten versorgen sich über eine Steigleitung mit Löschwasser. In den meisten Gebäuden sind Wandhydranten in kleinen roten Schränken oder Wand-Einlassungen untergebracht.
Im Grunde folgen sie in der Platzierung ähnlichen Regeln wie Feuerlöscher – ergänzen diese aber mit einer sehr viel höheren Löschkraft. Wie auch Brandschutztüren, müssen Wandhydranten strategisch platziert sein, zum Beispiel:
- in Treppenhäusern auf Geschossebene
- in Eingangsbereichen
- so, dass Brandschutztüren die Effektivität des Wandhydranten nicht einschränken
- leicht zu erreichen – am besten auf Rettungswegen
- so, dass die Wandhydranten mit ihrer Schlauchlänge die gesamte Fläche des Gebäudes abdecken
Die Positionierung von Wandhydranten ist aber sehr individuell. Hier sollte Sie immer ein Fachbetrieb beraten.
Auch Wandhydranten müssen nach der Arbeitsstättenrichtlinie (ASR A2.2) deutlich mit einem Brandschutzzeichen versehen sein. Ein Aufkleber mit Datum der letzten Wartung und Namen des Prüfers gehört an die Außenseite der Schranktüren.
Wandhydrant Typ S (Selbstbedienung)
Diesen Wandhydranten können Mitarbeiter und andere Personen direkt vor Ort bedienen. Ein Löschversuch setzt keine Fachkenntnis voraus. Die Schläuche eines Typs S sind formstabil und damit einfacher präzise einzusetzen. Wichtig für die Planung: Auch der entfernteste Brandbereich, beispielsweise eines Stockwerks, muss erreichbar sein. Die Schlauch-Nennweite beträgt 25 mm
und der Schlauch verfügt über eine Durchflussmenge von 50 Litern in der Minute bei 3,0 bar.
Wandhydranten Typ F (Feuerwehr)
Diese Wandhydranten sind für die Feuerwehr. Der Schlauch ist nicht immer formstabil und die Löschwassermenge deutlich größer. Hat ein großer Industriebetrieb geschultes Brandbekämpfungspersonal oder gar eine eigene Werksfeuerwehr, sind diese Wandhydranten auch gegen mittelgroße Brände sehr effektiv. Allerdings: nicht-formstabile Schläuche sind kaum noch zulässig. Wenn der Wandhydrant also in einem Gebäude ist, in dem es viel Laufkundschaft gibt, ist nur ein formstabiler Schlauch zulässig.
Unser Tipp: Wenn die Gefahr für Brände der Brandklassen B oder C besteht, sollten Sie den Wandhydranten direkt vor Ort mit einem geeigneten Feuerlöscher kombinieren. Da Wandhydranten meist in einem Schrank an einer geeigneten Stelle angebracht sind, können Sie so eine kleine Brandschutzzentrale einrichten: Wandhydrant, Feuerlöscher, Löschdecke, Atemschutzgerät und Druckknopfmelder.
- Brandklasse A: Feststoffe, alles was glüht: Papier und Holz, Kohle, Pflanzenfasern, Reifen, Stroh.
- Brandklasse B: Flüssigstoffe oder Stoffe, die sich durch Feuer verflüssigen: Teer, Benzin, Alkohol, Chemikalien, die meisten Kunststoffe, Lacke und Farben.
- Brandklasse C: Gase
- Brandklasse D: Metalle
- Brandklasse F: pflanzliche und tierische Fette
Wofür braucht mein Betrieb Wandhydranten?
Feuerlöscher sind gegen Entstehungsbrände effektiv. Kleinbrände der Klasse A können Sie mit Feuerlöschern oft nur kurzzeitig in Schach halten oder eindämmen.
Die meisten Brände in Deutschland sind Kleinbrände.
Faustregel: Ein Wandhydrant kann einen Feuerlöscher gegen Brände der Brandklasse A ersetzen – aber niemals andersherum.
Stehen Atemschutzmasken zur Verfügung, können Mitarbeiter mit Wandhydranten auch bei Kleinbränden Löschversuche unternehmen. Mit einem Wandhydranten sollte ein Entstehungs- oder Kleinbrand in einigen Sekunden bekämpft sein – andernfalls kann nur die Feuerwehr helfen. Vor allem Gebäude oder Geschosse mit einer Grundfläche von über 400 Quadratmetern sind ein Indikator dafür, dass Wandhydranten ratsam oder sogar verpflichtend sind. Erhöhte Gefahr besteht, wenn der Brandabschnitt besonders offen ist, nicht ständig Personal anwesend ist oder sehr brennbare Stoffe lagern.
Das sind die gängigen Klassifizierungen von Bränden
Brände werden von europäischen Feuerwehren nach Ihrer Größe in vier Kategorien unterschieden. Das hilft den Rettungskräften, entsprechende Gegenmaßnahmen und Alarmierungsketten abzuwägen. Bei ausnahmslos allen Bränden ist Atemschutz nötig. Bereits vier Atemzüge Rauch können zu Bewusstlosigkeit führen.
Alle Brände starten mit einem Entstehungsbrand, es sei denn, es handelt sich um Brandstiftung. Entstehungsbrände sind meistens Schwelbrände, ausgelöst durch Küchenunfälle, elektrische Leitungen oder offenes Feuer in geschlossenen Räumen, etwa eine Kerze. Wenn Personen anwesend sind und sehr schnell reagieren, reicht hier oft ein Eimer Wasser oder ein tragbarer Feuerlöscher. Das hängt allerdings von den Stoffen in der unmittelbaren Umgebung ab. Bemerkt niemand einen Entstehungsbrand oder ist die Umgebung sehr brennbar, entsteht schnell ein Kleinbrand Klasse A. Der Klassiker ist der Weihnachtsbaum: Fällt hier eine Kerze um, handelt es sich um einen Entstehungsbrand. Da wohnzimmer-trockene Tannen aber schnell brennen, wird aus dem Entstehungsbrand in wenigen Sekunden ein Kleinbrand Klasse A und mehr.
Ein Kleinbrand der Klasse B muss mit einem C-Rohr, also einem dünnen Mehrzweckrohr, bekämpfbar sein. Ist mehr Löschmittel nötig, als in der Minute durch ein C-Rohr strömen kann, ist es ein Mittelbrand. Mit einem Wandhydranten kann ein Kleinbrand Klasse B in Schach gehalten oder eingedämmt werden, bis die Feuerwehr eintrifft. Ein Beispiel wäre ein kleinerer KFZ-Brand.
Mittelbrände sind bereits Wohnungsbrände oder andere Gebäudebrände, kleinere Waldbrände und brennende Schienenfahrzeuge. Die Definition ist folgende: Die Feuerwehr nutzt nicht mehr als 3 C-Rohre und keine Sonderrohre zum Löschen.
Wohin gehören die Wandhydranten?
Wo genau die Wandhydranten im Unternehmen hingehören, müssen Fachleute auf Grundlage des Grundrisses entscheiden.
Ein paar Faustregeln, die Brandschutzkonzepte mit Wandhydranten beherzigen:
- Wandhydranten müssen leicht und schnell erreichbar sein, etwa in der Nähe der Fluchtwege oder in Treppenhäusern.
- Wandhydranten dürfen Fluchtwege niemals verengen.
- Die Tür eines Wandhydranten muss sich um 180° öffnen lassen.
- Die statische Integrität und die Feuerwiderstandsklasse der jeweiligen Wand darf nicht durch einen Wandhydranten beeinträchtigt sein.
Wandhydranten: Die Pflichten des Betreibers
Der Betreiber sollte ungefähr alle drei Monate prüfen, ob der Wandhydrant noch in optimalem Zustand ist. Der Wandhydrant muss ohne jede Barriere erreichbar sein, frei zugänglich und sichtbar. Das Hinweisschild muss sichtbar sein, der Wandhydrant darf nicht versperrt sein. Zu dieser vierteljährlichen Prüfung gehört auch, nach Korrosion oder kleinen Beschädigungen zu suchen. Sie sollten den Wandhydranten und den Schrank regelmäßig auf Vollständigkeit prüfen. Ist noch alles da?
Ist etwas nicht in Ordnung, sollten Sie sofort einen Fachbetrieb informieren.
Unser Tipp: Die Frage, ob Wandhydranten im Brandfall einwandfrei funktionieren, kann auch für die Versicherung eine Rolle spielen. Dokumentieren Sie Ihre Prüfungen daher regelmäßig und ausführlich.
Wir warten auch Steigleitungen – die versorgen Wandhydranten mit Löschwasser
Steigleitungen sind fest verlegte Löschwasserleitungen in Gebäuden mit einer Einspeise- oder Entnahmestelle. Sie stehen unter Druck und transportieren so Löschwasser auch über Steigungen. So kann Löschwasser im Brandfall Höhenunterschiede, beispielsweise über mehrere Stockwerke, überwinden. Im Brandschutz unterscheiden wir in drei Arten von Steigleitungen.
1. Steigleitung trocken-nass
Die Steigleitung trocken-nass können Laien im Brandfall nutzen. Diese Art der Steigleitung dient zur Erstbrandbekämpfung mit einem Wandhydranten. Die Leitung führt nur im Brandfall Wasser und ist sonst trocken.
Die Löschwasserleitung einer trocken-nassen Steigleitung ist an das Trinkwassernetz angeschlossen. Im Brandfall schließt ein elektrischer Kontakt am Wandhydrantenschrank, dann erst kann das Löschwasser die Leitung fluten. Das benötigte Wasser steht vor diesem Zeitpunkt an einer Füll- und Entleerungsstation an. Durch den ausgelösten elektrischen Kontakt öffnen sich Membrane. Dann fließt das Wasser. Die Befüllung erfolgt dann gemäß DIN 14462 innerhalb von 60 Sekunden. Das muss laut Norm auch am Wandhydranten stehen: „Wasser kommt nach max. 60 Sekunden.“ Dieser Typ der Steigleitung kommt immer dort zum Einsatz, wo Frostgefahr herrscht. Dort wäre eine ständig unter Wasser stehende (nasse) Leitung nicht sinnvoll.
2. Steigleitung nass
Der Name sagt es schon: Die nasse Steigleitung ist dauerhaft mit Wasser befüllt. Auch Wandhydranten, die an einer nassen Steigleitung angeschlossen sind, sind für Laien nutzbar. Die DIN 14462 gibt vor, dass diese Steigleitung baulich von der Trinkwasserleitung getrennt sein muss. Denn stehendes Wasser verkeimt auf Dauer und würde bei Druckabfall in die Trinkwasserleitung zurücklaufen. Sachkundiges Personal muss in regelmäßigen Intervallen prüfen, ob nasse Steigleitungen absolut dicht sind und die Durchflussmenge noch der Norm entspricht. Wandhydranten vom Typ F sind laut DIN 14462-1 und DIN 1988-6 nur bei Löschwasserleitungen „nass“ oder „nass/trocken“ zugelassen.
3. Steigleitung trocken
Die trockene Steigleitung hat wenig mit Wandhydranten zu tun. Eine trockene Steigleitung nach DIN 14462 ist ausschließlich für die Feuerwehr vorgesehen. Die speist das Löschwasser im Brandfall ein. Meistens befindet sich die trockene Steigleitung in einem abgeschlossenen Schrank. Ein Feuerwehrschloss verhindert dann, dass Unbefugte auf die Leitung zugreifen. Das ist der große Vorteil: Eine trockene Steigleitung ist vom Einbau bis zum Brandfall unberührt und somit zuverlässig intakt. Die Einspeisestelle befindet sich meist außerhalb des Gebäudes, manchmal auch im Eingangsbereich.
Wir warten auch Über- und Unterflurhydranten – die wichtigste Löschwasserquelle im Falle eines Großbrandes
Über- und Unterflurhydranten sind Armaturen zur Entnahme von Wasser. Bei großen Bränden sind sie die Hauptlöschwasserquelle der Feuerwehr. Über- und Unterflurhydranten finden sich vor Gebäuden, oft auf Parkplätzen oder vor Firmengeländen. Über- und Unterflurhydranten müssen in regelmäßigen Abständen sach- und fachgerecht gemäß DIN EN 14339 (Unterflurhydranten) und DIN EN 14384 (Überflurhydranten) geprüft und gewartet werden. Über- und Unterflurhydranten sind an das öffentliche Wasserleitungsnetz angeschlossen. Deswegen muss regelmäßig die Trinkwasserhygiene überprüft werden.
Unterflurhydranten
Unterflurhydranten befinden sich im Boden. Sie sind verdeckt und geschützt durch eine Hydrantenkappe. Diese Kappe müssen Rettungskräfte abnehmen und ein Standrohr anschließen. Unterflurhydranten sind unscheinbar und deswegen leicht zu übersehen. Sie dürfen trotzdem niemals von parkenden Autos zugestellt oder sonstwie verdeckt werden. Zuständige Personen müssen Eis und Schnee um Unterflurhydranten räumen.